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Wien 2016
Neben den allgemein
touristisch bekannten Sehenswürdigkeiten gibt es in und unter Wien auch
weniger besuchte „Sehenswürdigkeiten‘“. Ein gewisser Anteil an
skurrilen Orten darf in einer Woche Hauptstadturlaub mit meiner Frau
schon enthalten sein. Wer etwas anderes als das Standardprogramm sucht
findet hier vielleicht eine Anregung.Die Anreise vom
Flugplatz
erfolgte nach einer Schreckstunde wegen eines verlorenen Koffers etwas
verzögert aber entspannt. Das farblich markante Gepäckstück tauchte auf
einem anderen Gepäckband auf und drehte dort einsam seine Runden. Anstelle des teuren Direktanschlusses, der bei unserer Ankunft noch durch einen Schienenersatzverkehr mit dem Bus! ersetzt wurde, fuhren wir mit der S-Bahn in die Innenstadt. |
Um
einen ersten Eindruck vom Wiener-Untergrund zu bekommen buchten wir
vorab eine Führung (viennawalks.com)
am frühen Nachmittag. Genug Zeit, um vom Hotel mit Fotokram am
Michaelerplatz zu gelangen. Der Zeitplan war gut. Angekommen und gleich
ein Einstieg nach unten. Mit dem kompetenten Guide geht es über eine schmale Wendeltreppe in das kühle Gruftgewölbe der Michaela-Kirche hinunter. Das Gewölbe selbst wird spärlich von wenigen Lampen beleuchtet. Hunderte Holzsärge unterschiedlicher Erhaltungszustände stehen in langen Doppelreihen im Dämmerlicht hintereinander oder an den Seiten. |
Bei
manchen ist noch eine kunstvolle Bemalung in Resten auf den Deckeln
erkennbar. Bei anderen sind die Holzdeckel verschoben und gestatten
einen Blick auf mumifizierte Körperteile. In einigen Nischen des
Hauptgewölbes lagern lose Knochen. In einer engen Nische können zum
Abschluss der Tour zwei kunstvolle Zinksäge besichtigt werden. In
einer engen Nische können zum Abschluss der Tour zwei kunstvolle
Zinksäge besichtigt werden. |
Nach dem Aufstieg in die warme
Juni-Sonne geht es zu Fuß weiter zum Esterhazy-Keller. Diese alte traditionsreiche Gaststätte verfügt- von außen nicht zu erahnen- über umfangreiche Kellergewölbe. Von der schmalen Gassen mit den Tischen führt eine Treppe in die Gaststätte hinunter, von dort eine weitere Treppe bis wir schließlich in der untersten Gaststube stehen. Abgelaufene Holzbohlen zeugen von der langjährigen Nutzung, das Gewölbe oberhalb der Wandvertäfelung liegt offen. Darunter stehen eingedeckte Tische mit karierten Decken und Gewürzstreuern. Statt Fenster gibt es Lüftungsschächte. Wir steigen wieder auf in den „Haarhof“. |
Letzter
Punkt der Tour ist ein Trachtengeschäft mit einem üppigen „Keller“. Vom
Verkaufsraum führt eine unscheinbare Treppe in den Untergrund. Ein
großer heller Raum öffnet sich. „Für Modenschauen“, erklärt uns der
Guide kurz. Es geht tiefer hinein ins Gewölbe, bis der Verputz rohen
Mauersteinen weicht. Es folgt eine Erklärung über die
Entstehungsgeschichte der Keller und deren Verbindungen untereinander
im Zweiten Weltkrieg. Damit endet die Tour und wir beginnen den Rückweg
durch das Geschäft. |
Der
Ankunftstag war damit bereits ausgeplant. Zahllose Eindrücke und tourischtische Sehenswürdigkeiten lassen sich bereits beim fußläufigen Stadtspaziergang besuchen. Bei einem Besuch des „Grabes“ ist unbedingt ein Toilettengang in die unterirdische alte viktorianische Toilettenanlage zu empfehlen. Auch wenn man(n)/frau nicht muss, ist der Anblick der mit Milchglas ausgestatteten Holzschiebetüren ein Hingucker. |
Etwas außerhalb von Wien liegt der Zentralfriedhof mit dem Bestattungsmuseum. Wer etwas Glück hat - zumindest wer nicht selbst Betroffener ist - kann eine authentischen Wiener Bestattung mit Musik und Trauerzug beobachten. Die Gräber von Falco sowie Udo Jürgens liegen nicht weit von einander entfernt und sind anhand der Besuchermassen leicht zu finden. |
Empfehlenswert ist hier ein
Spaziergang über den restlichen Teil des Friedhofs, zum Beispiel in den
alten jüdischen Teil. Der Versuch anschließend den „Friedhof der Namenlosen“ zu Besuchen scheiterte an der eingeschränkten Busverbindung, die einen anschließenden Fußmarsch von rund vier Kilometer bedingte. Dies kollidierte leider mit den geplanten Abendaktivitäten. |
Wien
bietet viele zahllose spannende Ansichten: Das Hundertwasserhaus, den Prater, ... |
||
... enge Gassen, schicke Fassaden, den Stadtgarten , die Oper.... |
Ein weiteres „Highlight“ ist der
Besuch der noch bestehenden Flaktürme. Umfassend informiert der
Historiker Hr. Dr. Marcello La Speranza in seinem Buch
„Flakturm-Archäologie“ über die Betonbauwerke.
Der Augarten (U-Bhf. Taborstr.) selbst lädt bei schönem Juni Wetter zu einem Spaziergang ein. Schon von Weitem sind der Gefechts- und der Leitturm erkennbar. Den direkten Zugang verhindert allerdings eine hohe Umzäunung. Beide Bunker sind verschlossen. Es bleibt nur die massiven Bauwerke von außen zu betrachten. So in etwa kann man sich die Szene im Berliner Humbolthain vor der Aufschüttung vorstellen. |
Alternativ bietet sich ein
Ausflug in das „Haus
des Meeres“ an. Das große Aquarium wurde in einen alten
Leitturm eingebaut. Neben der sehr sehenswerten Aquaristik mit
Tropenhaus gibt es ursprünglich belassene Bereiche aus der
Leitturmzeit. Weiterhin gibt es eine kleine sehenswerte Ausstellung von
Dr. La Speranza in getrennten Räumen. |
Hat man den Leitturm bis fast
ganz oben erklommen gelangt man auf die alten Geschützplattformen. Von
hier aus in rund 40 Meter Höhe hat man einen guten Rundblick. Steigt
man bis zum Restaurant weiter hoch, kann man sich direkt an die Kante
stellen. Vor dem Absturz schützt eine bis auf den Boden reichende
Glaswand. Hier kann man mindestens einen halben Tag einplanen. |
Ein
weiter Bunker verbirgt sich am Fuß des Aquariums. Ein Treppenabgang mit
der Überschrift „Foltermuseum“
führt in die Tiefe. Das wollen wir nicht unbedingt sehen. Mich
interessiert lediglich der Bunker. Nach einem kurzen Gespräch mit dem
netten Kassierer darf ich mir den Lüfterraum mit der originalen Technik
ansehen. „Der Rest des Bunkers wurde eh für das Museum umgestaltet“,
erzählt er. Vielen Dank für die Info und den kurzen Einblick. |
Wer nun Hunger hat, kann sich
einen kurzen fußläufigen Abstecher zum nahegelegenen Naschmarkt gönnen. |
Als nächste Aktivität steht ein
Abstieg in einen Luftschutzkeller mit einem Wien-Insider auf dem
Programm. Wir haben Glück, die Haustür ist offen und wir laufen durch
die verstaubte einst sicher sehr hübsche Eingangshalle zur
Kellertreppe. Schon der Abstieg dauert länger als bei einem Berliner Mietshaus. Hier merkt man: Der Untergrund ist gut geeignet für Tiefbauarbeiten. Unten angekommen weist uns unser Insider auf alte bestehende Wandbeschriftungen hin. „Mauerdurchbruch“ steht über eine wieder verschlossenen Wandfläche. Einst ein Durchstieg zum Nachbarhaus. In einem Gerümpelhaufen in einem Kellerraum zeigt uns unser Guide vergilbte Papiere auf dem Boden. Vorsichtig nehmen wir einige auf. Hier hat wohl schon lange niemand aufgeräumt. Überrascht schaue ich im Taschenlampenlicht auf eine Zielscheibe des Reichsarbeitsdienstes... Vielleicht ergibt sich ja in einem alten Haus die Möglichkeit einer Kellerbesichtigung, diese sollte man dann nutzen. |
Legendär für Wien ist der Film
„Der dritte Mann“. Neben einer Filmtour gibt es auch einen Abstieg in
das Kanalsystem. Am Karlsplatz zwischen zwei Verkehrsspuren steht ein
großes rotes Gitter, dahinter ein Fahrzeug woraus die Tickets verkauft
werden. Die Anzahl der Teilnehmer ist begrenzt. Die Tour wird im
Abwasserbereich medial durch Filmausschnitte aus dem „Dritten Mann“
ergänzt. |
Von
hier aus geht es feuchte Stufen hinunter bis zum unterirdischen
Wienfluss (die Wien). Vor einigen Jahren konnte der Wienfluss
inoffiziell mit Fackeln besucht werden. Der Stadt war offensichtlicht
das Risiko zu groß, dass Teilnehmer durch heftige Regenfälle überrascht
werden, die das Flussbett komplett ausfüllen würden. Plant man selber
eine solche Tour, ist eine zuverlässige Wettervorhersage unabdingbar. |
Als letzte unterirdische
Sehenswürdigkeit besuchen wir die Kapuzinergruft
(Kaisergruft). Die Räume sind sauber und
touristisch voll erschlossen. Die Fülle aber angenehm, dem
Bestattungsort angemessen. Sehenswert sind besonders die großen sehr
kunstvoll verzierten Sarkophage.
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